Hand von 2 anderen Händen gehalten.

Was ist Berührungsarbeit im Somatic Experiencing und wozu ist sie gut?

Bei der körperorientierten Traumaarbeit wie Somatic Experiencing (SE), kann nach vorheriger Absprache auch Berührung stattfinden. Diese kann einfach nur darin bestehen, dass die Therapeutin ihren Fuß an den Fuß der hilfesuchenden Person stellt, um Ihr Halt und Sicherheit zu bieten, bis hin zu Berührung durch Handauflegen oder Hand unter den Körper legen.

Die Berührung zielt darauf ab, dem Menschen das Gefühl der Sicherheit zu geben. Des gehalten seins. Es findet während der Berührung ein Austausch statt, was die behandelnde Person und was die empfangende Person wahrnimmt. Dadurch können im Körper gespeicherte traumatische Energien in kleinen Schritten gelöst werden, ohne dass es zu einer direkten Konfrontation mit dem alten Trauma kommen muss. Dadurch wird die Gefahr der Retraumatisierung die bei konfrontativen Therapien gegeben ist, minimiert.

Wir arbeiten immer im hier und jetzt und meiner Erfahrung nach, entsteht eine Harmonisierung der Energien im Körper. Alte Schmerzen können gehen, das Gefühl der Unsicherheit und das „Ich kann nicht“ darf gehen und ein Gefühl des geerdet seins, der harmonischen Schwere und inneren Sicherheit kann entstehen und das Gefühl des „Ich kann“ wird immer stärker.

Du kannst mit einem konkreten Thema arbeiten (chronischen oder akuten Schmerzen, Ängsten, Trauer, Wut, Erschöpfung) oder auch einfach neugierig sein was sich zeigen mag.

Was ist der Unterschied zwischen Berührungsarbeit bei SE und energetischer Heilarbeit wie z.B. Reiki?

Die Intention bei der Berührung.

Beim Reiki habe ich als Behandlerin die Intention Heilenergie zur Verfügung zu stellen. Mit Hilfe verschiedener Zeichen, die bestimmte Energien unterstützen, wird mit einer klaren Intention der Heilung berührt oder sogar berührungslos Energie übertragen. Ja auch hier habe ich schon positive Reaktionen erleben dürfen. Den Menschen die sich auf diese Art der Heilarbeit einlassen geht es im allgemeinen nach einer Reiki Behandlung auch besser.

In der Berührungsarbeit bei SE möchte ich keine Energie zufügen oder ausgleichen, sondern ich halte den (energetischen) Raum, damit das autonome Nervensystem des Patienten neue Erfahrungen machen kann. Ich bin ein begleitender Mensch, der möglichst neutral der Patientin hilft, sich selbst zu erforschen und den eigenen Weg zur Heilung zu entdecken. Ich frage immer mal wieder nach, welche Empfindung jetzt gerade da ist und hin und wieder teile ich auch meine Wahrnehmungen, um den Prozess in Gang zu bringen oder zu lenken.

Wer kann von Berührungsarbeit im Somatic Experiencing profitieren?

Menschen die negative/traumatische Erfahrungen mit Berührung gemacht haben. Das muss nicht unbedingt sexualisierte Gewalt sein. Es kann auch die Erfahrung des geschlagen worden sein. Alles was unsere energetische Grenze durchbricht und unbedingt alles was zu körperlichen Verletzungen geführt hat. Dazu können auch Operationen zählen. All das kann dazu führen, dass berührt werden sich nicht mehr sicher und gut anfühlt, sondern eher bedrohlich. Auch diese Themen können mit Berührungsarbeit aufgearbeitet und integriert werden. Durch sehr kleinschrittige Arbeit, wobei unter Umständen erstmal mit Selbstberührung angefangen werden kann und dann in einem späteren Schritt mit der Berührung durch mich.

Wie läuft eine typische Sitzung der Berührungsarbeit im Somatic Experiencing ab?

Wie oben beschrieben gibt es keine typische Vorgehensweise, da jede Sitzung individuell zwischen der Klientin und mir im Hier und Jetzt entsteht und wir gemeinsam herausfinden was für Dich in dem Moment der Behandlung gerade richtig ist. Es kann sein, dass wir die erste Stunde damit verbringen herauszufinden, was Du benötigst um Dich im Therapieraum Sicher zu fühlen und Dich im Hier und Jetzt, kurz mit deinem Körper verbinden zu können. Durch Orientierungsübungen, Erdungsübngen, Atmen und Selbstberührung. Wichtig ist dabei auch zu lernen, wie sich ein klares ja oder ein nein in Deinem Körper anfühlt. Denn Du darfst entscheiden ob und wo ich Dich berühre und wann wir soweit sind.

Wann ist Berührungsarbeit im Somatic Experiencing sinnvoll?

  • Berührung kann zur Co-Regulation genutzt werden. Das heißt, wenn während einer Sitzung Dein autonomes Nervensystem in einen Erregungszustand geraten ist, der körperliche Stress-Symptome, wie Herzrasen, vermehrte Durchblutung der Gesichtshaut, Unruhegefühle, Hitzegefühl oder auch frösteln entstehen lässt. Dann kann es hilfreich sein, wenn ich als Therapeutin Dir eine Berührung anbiete. Zum Beispiel meinen Fuß an Deinen stellen. Darüber nimmt Dein erregtes Nervensystem mein ruhigeres Nervensystem wahr und kann sich darüber leichter  diesem ruhigen Zustand wieder annähern.
  • Berührung kann auch genutzt werden Dir das Gefühl des gehalten werden zu vermitteln. Dabei stehe ich neben oder schräg hinter Dir und lege meine Hände an Deine Oberarme und wir beobachten gemeinsam, was dadurch in Dir für Empfindungen wach gerufen werden.
  • Den Herzraum halten, ist eher eine übung für Fortgechrittene. Dabei können Herzschmerzen also Traumen die zu emotionalen Verletzungen geführt haben verarbeitet werden.
  • Die Niere halten, ist eine sehr gute und angenehme Form, um sich nach der Sitzung, unterstützt und gestärkt zu fühlen.
  • Die Füße halten, kann das Gefühl der Erdung unterstützen. Auch hier kann das Gefühl der Sicherheit und der angenehmen Schwere entstehen.

Wie lange dauert eine Berührungsarbeit-Sitzung?

Die gesamte Sitzung dauert 60 bis 90 Minuten, wobei wie oben schon erwähnt die Berührung entsprechend vorsichtig individuell vorbereitet wird und auch nach dem beenden der Berührung noch Zeit ist die Erfahrung zu reflektieren und zu integrieren.

Welche Vorteile bietet Berührungsarbeit im Vergleich zu rein verbalen psychotherapeutischen Methoden?

1.Förderung der Selbstwahrnehmung und des Körperbewusstseins

Berührungsarbeit kann das Bewusstsein für körperliche Empfindungen und Emotionen fördern und die Verbindung zur eigenen Körperwahrnehmung stärken. Das kann die Fähigkeit eigene Bedürfnisse zu erkennen und darauf zu hören verbessern. Dies wiederum führt dazu, sich im Alltag besser für sich selbst einsetzen zu können.

2. Bindung und Vertrauen

Wie oben beschrieben kann Berührung, wenn sie achtsam ausgeführt wird, zu Gefühlen der Sicherheit und des Gerborgensein führen. Dies kann besonders wertvoll für Menschen sein, die Schwierigkeiten haben, Vertrauen über Worte aufzubauen. Menschn mit frühem Bindungstrauma können besonders davon profitieren.

3. Abbau somatischer Beschwerden

Chronische Schmerzen, Migräne oder Verdauungsprobleme haben häufig psychosomatische Anteile. (Stress und Anspannung) Hier kann Berührungsarbeit zu direkter Linderung führen.

4. Integration von Körper und Geist

Die Arbeit mit dem Körper kann Menschen helfen, Emotionen zu erkennen und zu benennen. Körper und Geist miteinander zu verbinden, hilft über Gefühle zu sprechen, also Worte zu finden für das was bisher unaussprechlich war.

5. Direkter Zugang zu Körpergedächtnis und somatischen Erfahrungen

Der Körper hat Erinnerungen und Emotionen, die auf bewusster Ebene nicht immer zugänglich sind, gespeichert. Berührungsarbeit kann helfen, diese im Körper feststeckenden Traumen ins Bewusstsein zu holen und zu lösen.

6. Körperliche Entspannung kann zu tiefer emotionaler Entlastung führen

Berührung kann Muskelverspannungen lösen, die durch emotionale Belastungen entstanden waren. Das wiederum kann die emotionale Verarbeitung erleichtern.

7. Traumabewältigung ohne Re-Traumatisierung

Im Somatic Experiencing arbeiten wir mit der schrittweisen Freisetzung von im Körper gespeicherter Traumaenergie, ohne dass eine verbale Aufarbeitung des gesamten Traumas notwendig ist. Bei Menschen, die festgefahrene Muster in ihrem Körper tragen, kann eine gezielte Berührung schnell Blockaden lösen, die ansonsten in langwierigen verbalen Prozessen bearbeitet werden müssten.

8. Verkürzung der Therapiezeit

Da Berührungsarbeit den Körper direkt in den Heilungsprozess einbezieht, können sich Veränderungen schneller vollziehen als in rein verbalen Therapien.

Was unterscheidet Berührungsarbeit im Somatic Experiencing (SE) von Massage oder Physiotherapie?

Bei Massagen wird im Allgemeinen direkt auf der unbekleideten Haut gearbeitet. Das kann für traumatisierte Menschen eine Überforderung darstellen. Bei SE kommt es nach vorheriger Absprache zu achtsamen Berührungen auf der Kleidung und nur selten zu direktem Körperkontakt ohne Stoff.

In der Physiotherapie steht für eine Behandlungseinheit ein Zeitkontingent von 15 bis 20 Minuten zur Verfügung. Für die Berührungsarbeit 60 bis 90 Minuten. Allein schon diese Tatsache führt dazu, dass es bei SE zu einer ruhigeren Atmosphäre und tieferer Entspannung kommen kann.

Ich liebe diese Arbeit, da ich hiermit endlich die Möglichkeit habe, tiefe Prozesse von Körper Geist und Seele zu begleiten und die Menschen in Ihre Kraft zurückzuführen. Ich empfinde diese Arbeit noch intensiver als die energetische Heilarbeit, die ich bisher gemacht habe. Da hier der Mensch der sich mir anvertraut hat Selbstermächtigung erfährt! Nicht ich bin es die Heilung hervorruft, sondern ich begleite die Menschen in dem Prozess Ihre Selbstheilungskräfte zu entdecken und zu stärken.

Vermutlich nehme ich jetzt die Prozesse besser wahr, weil ich in der dreijährigen Ausbildung meine eigenen Prozesse durchlaufen durfte und sensibler geworden bin. Meine eigenen Gefühle nehme jetzt viel intensiver wahr und kann auch besser darüber reden . Ich empfinde mein Leben jetzt viel bunter und kann besser unterscheiden, was meine Bedürfnisse sind und was ich bisher nur gemacht habe, weil ich dachte es wird von mir erwartet. Ich hatte nach jeder SE Sitzung die ich genommen habe, dass Gefühl gut zu sein, so wie ich bin und ich habe mich jetzt getraut Dinge in die Tat umzusetzten die ich 20 Jahre vor mir hergeschoben habe.